Côte d’Azur: St. Tropez – Nobelort im Herbst

In der Nebensaison hat St. Tropez wieder den Charme eines alten Fischerdorfes

Hafenidylle: Statt der Luxusjachten stehen in St. Tropez im Herbst die kleinen Fischerboote im Blickpunkt.  Fotos: Christina Kolb

Hafenidylle: Statt der Luxusjachten stehen in St. Tropez im Herbst die kleinen Fischerboote im Blickpunkt.

Fotos: Christina Kolb

Traditionsreich: Das Café Sénéquier in St. Tropez war einst ein Künstlertreffpunkt.  

Traditionsreich: Das Café Sénéquier in St. Tropez war einst ein Künstlertreffpunkt.

In St. Tropez tummelt sich im Sommer die High-Society, noble Jachten und Sportwagen prägen das Ortsbild. Im Herbst bleiben die Einwohner mit wenigen Touristen nahezu unter sich.

Es ist Dienstag, zehn Uhr morgens Ende Oktober. Die Sonne scheint, das Thermometer zeigt bereits 23 Grad. Im Café Sénéquier am Hafen von St. Tropez rückt ein adrett gekleideter Ober die roten Regiestühle zurecht, ein anderer serviert einer Dame einen Café crème und ein Pain au chocolat. Gegenüber auf dem Deck eines großen Sportbootes schrubbt die Besitzerin den Boden. Einige Maler bauen ihre Staffeleien an der Hafenpromenade auf, wo sie ihre Kunstwerke vor Ort malen und präsentieren.

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Allgemeine Hinweise über Urlaub an der Côte d’Azur im Internet unter www.cotedazur-tourisme.com und über E-Mail information@guideriviera.com.

Dort, wo sich im Hochsommer lange Staus mit auffälligen Oldtimern, exklusiven Sportwagen oder Limousinen bilden, eine Luxusjacht neben der anderen im Hafen ankert, Jetset, High-Society und Promis durch den Ort schaulaufen und sich insgesamt etwa fünf Millionen Besucher pro Jahr tummeln, bleiben im Herbst und Winter die rund 6000 Einwohner mit einigen wenigen Touristen nahezu unter sich.

Die Altstadt des alten Fischerdorfes zeigt zu dieser Jahreszeit ihren ursprünglichen Charme. Gut nachvollziehbar, dass es im 19. Jahrhundert vor allem Maler wie Matisse, Bonnard oder Picasso in das Fischerdorf gezogen hat und auch Schriftsteller wie Guy de Maupassant, Sartre oder Colette hier ihre Romane verfasst haben. Zahlreiche Literaten, Filmkünstler, Musiker und Maler saßen schon im Café Sénéquier, das seit über 120 Jahren von der Familie Sénéquier-Sarraquigne geführt wird.

Entspanntheit herrscht auch unweit der Hafenpromenade, auf dem Place des Lices. Dort ist von 8 bis 13 Uhr Markttag – wie immer dienstags und samstags. Der Geruch provencalischer Gewürze, die einzeln abgefüllt werden, lockt Besucher an einen Stand. Etwas weiter duften die typischen Marseille-Seifen nach Zitrone, Orange oder Lavendel. Zwei Frauen diskutieren nebenan darüber, ob die großen baumwollenen Stranddecken mit Streifen auch als Tischdecke zu verwenden sind. Oliven und getrocknetes Gemüse bietet ein weiterer Händler feil, Kinder stehen neugierig vor einem Stand mit akkubetriebenen, kleinen Rennautos. Über den Verkaufspreis eines Art-Deco-Leuchters feilscht eine junge Dame mit einem Antiquitätenhändler.

Poster, Postkarten und Gemälde, Magnete und sonstige Souvenirs mit den Konterfeis von Brigitte Bardot und Louis de Funès gibt es an jeder Ecke. Durch die in St. Tropez gedrehten Filme mit den beiden Schauspielern hat sich das kleine Fischerdorf in den fünfziger und sechziger Jahren zu einem der berühmtesten Orte an der gesamten Côte d’Azur entwickelt, die dortige Gendarmerie ist zu einer der wohl bekanntesten Polizeiwache der Welt aufgestiegen.

Während man im Sommer für ein Baguette an nahezu jeder Boulangerie Schlange stehen muss und ohne Reservierung selten einen Platz in einem der zahlreichen kleinen Restaurants bekommt, ist es jetzt erstaunlich ruhig. Da trifft man schon mal eine Tropezianerin, die morgens mit Lockenwicklern im Haar aus dem Haus und mit ihrem Hund durch die engen Gassen spazieren geht. Viele ältere Männer treffen sich am späteren Nachmittag auf den Plätzen des Dorfes zum Boulespielen.

Auch die Preise sind in „St. Trop“ der Nebensaison angepasst: Mittags und abends füllen sich die Tische der Restaurants in den Sträßchen – etwa das Fischrestaurant „La Pesquiere“ am Ende einer Gasse mit Blick aufs Meer. Muscheln oder Sardines, Omelette und als Nachspeise eine Crème brûlée gibt es hier zu bezahlbaren Preisen.

Quelle: Echo Online

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